Montag, 1. Oktober 2012

Kurzgeschichte II: Bier und Sorgen

Hier noch eine Kurzprosa aus meiner Sammlung. :)

Bier und Sorgen

"Hoch die Krüge!" schallte es in dem kleinen Saal. Das laute Gerede, in diesen von einem Kaminfeuer beleuchteten Raum wurde durch den Knall des Prostens unterbrochen. "Es war nicht einfach, Kameraden, doch wir haben es geschafft! Wir können Stolz auf uns sein, Salut!" "Salut, Herr Kriminalrat!"
Die Männermenge saß an einem runden Tisch, auf dem sich Bierkrüge und Teller voller Eisbein tummelten, die Luft erinnerte an den Qualm eines Schornsteins. Man konnte das bunte Treiben, die feierwütige Meute Kilometer weit in die Dunkelheit der Nacht hallen hören. Es war der Kampf des Lärmes gegen die Stille.
"Een Ding, du!", rief Leopold, "ick kanns ja koom globen wat de Alte mir an Kopf geknallt hat! Ick bin ja so der Arsch, du!" "Bleib doch mal ruhig, Leo, lass doch deine Alte erzählen. Lenk dich jetzt lieber ab und trink ein Bierchen mit uns!" "Da sollste ruhig bleiben, wenn die widder anfängt rumzuzicken. Nur weil icke zu Weihnachten 'ne SMS von so einer Simone bekomm' hab', in der Stand, dasse mich liebt. Das Theater hätt'st du dir anhören müssen, Klaus! Ick bin ja bald geplatzt!" "Simone?", fragte Klaus und verzog das Gesicht.
"Hey Hey!", rief der Kriminalrat und hob seinen Bierkrug, "auf unsere Errungenschaft!" "Jawohl!", riefen alle und stießen an, "Herr Wirt, mehr Bier und Speise für meine Kameraden!" Leopold konnte dank des Alkohols nun auch wieder einen klaren Gedanken fassen. Er war nicht mehr bei seinen Problemen zuhause, sondern genoß den Moment: Mit seinen Freunden gemeinsam ein Bier trinken, eine Zigarette rauchen und den Geschichten des alten Wirts lauschen, einfach im hier und jetzt zu sein. Als sein Blick über die fröhliche Runde ging, begann er zu Grinsen, merkte wie sich seine Stimmung auflockerte, ähnlich wie die Wolkendecke nach einem schweren Sturm. Doch dann blieb er an einem seiner Tischgenossen hängen - Klaus. "Watten los, meiner?", fragte Leopold mit einem irritierten Gesicht, "bist so ruhig und nachdenklich, fast so wie icke vorhin, hammer Rollen getauscht?" "Nun ja...", entgegnete Klaus, nahm einen kräftigen Hieb aus seinem Krug, "Simone heißt meine Frau."

6 Kommentare:

  1. Hey Julien,

    danke für deinen Kommentar! :) Habe dadurch zu dir gefunden und finde es wunderbar hier! Deine Texte "aus dem Leben" gefallen mir wirklich gut.

    Schön, dass du uns an deinen Gedanken teilhaben lässt. Über viele deiner Themen denke ich auch hin und wieder nach. Die Gehirntod-Sache finde ich auch ein wichtiges Thema. Ist aber (wenn auch ein bisschen anders als bei dir) wahrscheinlich auch ein bisschen berufstypisch. Ich arbeite beim Rechtsanwalt. ;-) Einzig beim Siezen und Duzen (schreibt man das so?) kann ich mich nicht wiederfinden. Ich habe auch schon vesehentlich meinen Chef geduzt und finde Siezen irgendwie blöd. Gibts sonst auch kaum (vgl. z. B. die englische Sprache). ;-)

    Hoffentlich gibts bald mehr von dir! Werd mich gleich mal bei dir eintragen.

    Liebe Grüße

    Jule

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  2. Hallo Julie,

    Danke für deinen Kommentar! :)
    Freut mich, dich als Leserin gewonnen zu haben, ich freu mich sehr über dein Feedback zu neuen Themen! :)

    Grüße,
    Julien

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  3. Also, Julien, wennde schon innem dialekt schreebst, musste dat ooch komplett machen, sonsts klingtes nicht authentisch. Beispielsweise: Von so einer - von so eener. Find ich.Aber wirklich gut- hast Talent :)

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    1. Ja, war dann etwas schusselig damit... Werds wohl mit den Dialekten lassen, sonst sprechen später einige Charaktere Bayrisch-Sächsisch-Berliner-Deutsch. :)

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  4. Hallo Julien,

    die Pointe am Schluss geht super auf. Du hast Talent.

    Lass das "Passiv" weg und es ist p-h-ä-n-o-m-e-n-a-l!

    LG,
    Literatur-begeisterte-Fee

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    http://literatur-begeisterte-fee.blogspot.de

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    1. Hallo Fee. :)

      Danke für den lieben Kommentar. :)
      Ich werde deinen Hinweis in der nächsten Geschichte berücksichtigen. :)

      Grüße,
      Julien

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