Donnerstag, 25. Oktober 2012

Kurzgeschichte III: Lichtschein

Wieder etwas für die Kurzprosa-Fans unter euch. Morgen gibt es mal wieder einen Gedankensalat für euch. :)

Lichtschein


Die Reifen des dunkelgrünen Wagens stoßten sich vom Asphalt ab, wie die Pole eines Magneten. Die strahlend hellen Scheinwerfer erleuchteten die Straße und den umliegenden Wald, in dem sich die Dunkelheit der Nacht schon beinahe zu verstecken scheint. Es war dieses Gefühl, was er liebte. Allein auf der Straße, weit und breit kein Leben, das Radio, das Auto, er und die Straße. Der Regen prasselte auf die Frontscheibe, während sich das Gefährt weiter seinen Weg durch die Dunkelheit schlug. Die Schatten verfolgten ihn, der seines Autos, seiner Vergangenheit, seiner Taten.
Plötzlich erstrahlte eine Leuchte im Amaturenbrett, ein rotes Licht.
Verdammt!, schimpfte er laut und verzog das Gesicht. Der Tank..
Der Motor stockte, würgte schließlich ab und zwang ihn dazu an die Seite zu fahren. Die Scheinwerfer verblassten, wurden von der Dunkelheit bekämpft und verloren schließlich die Schlacht. Nun war er verloren, in der Finsternis, verfolgt von Schemen und Schatten.
Er öffnete die Tür, stieg aus dem Auto und ging zum Kofferraum, in dessen Chaos suchte er einen alten rostigen Bottich. Er nahm ihn raus, schüttelte, nickte und befüllte seinen Wagen.
Dürfte reichen um zum Ziel zu kommen, flüsterte er vor sich hin und setzte sich zurück auf den Fahrersitz, drehte schließlich den Zündschlüssel um, um den Motor zu starten. Das Zünden erinnerte vom Ton her, an einem Schleifstein bei der Arbeit, und wurde schließlich nicht mit Erfolg gekrönt, sondern mit einer Qualmwolke aus der Motorhaube. Das Auto fand also schließlich auch sein Ende, nach dieser Odysee quer durchs ganze Land, über Berge und Wiesen, durch Täler und Wälder.
Er war nun auf sich allein gestellt, fand sich in einer dunklen Welt wieder, seine vorherige Euphorie schwänkte immer weiter in Apathie um. Er entschloss sich, mit einer Taschenlampe bewaffnet, welche er seinem Handschuhfach entnommen hatte, bewaffnet, den Weg durch die Schatten zu bahnen.
Nachdem er wenige Meter vom Auto entfernt war,  nahm er ein helles Licht in seinem Rücken wahr, es ertönte "Simple Man", der Song, den er damals stets hörte... und schließlich beschloss er in die Dunkelheit zu laufen, weit weg vom Licht. Nur nicht in das Licht...


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