Mittwoch, 23. Januar 2013

Kurzgeschichte V: Farbenfroh

Guten Morgen, Freunde der Sonne!
Und wieder eine Kurzgeschichte ad absurdum. Die junge Dame aus Kurzgeschichte IV kehrt zurück.
Ich denke wir werden über sie die nächste Zeit häufiger etwas lesen... Es ist einfach spaßig über ihr Leben zu schreiben. Vielleicht wird es auch Zeit für eine neue Rubrik?
Wie würdet ihr es finden, mehr über Mimi und ihr Leben zu lesen?
Schreibt mir einfach eine Mail oder einen simplen Kommentar! :)
Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag!

Farbenfroh

Draußen war es bereits finsterste Nacht geworden, nur das Laternenlicht erhellte die Straßen, die Pfützen begannen bereits zu gefrieren, ach wie Mimi diese Zeit liebt! Jeder Mensch, der ihr über den Weg lief, war so voller Herzenswärme und Freundlichkeit, es erinnerte sie stets an ihre reizende Tante Edna, welche früher als Pharmatesterin Medikamente für psychologische Krankenheiten erprobte.
Ein Neonschild in einem Schaufenster erweckte ihre Aufmerksamkeit: "Open". Sie mochte dieses farbenfrohe Licht, wie sie alles farbenfrohe mochte. Blumen, Schmetterlinge, und diese Flecken, die sie bekam, wenn sie einmal nicht artig war. Schließlich entschloss sie sich, dieses reizende Etablissement "Zur goldenen Fava-Bohne" zu betreten.
Als sie den Schankraum betrat begrüßte sie diese summende Stille, welche sie ebenso schätzte wie die Hektik im Altersheim, in welchem ihre Oma damals unterkam. Mimi hatte noch nie einen Barmann gesehen, doch sie war sich sicher, dass keiner ihrem Bild so entsprechen würde, wie der Schankwart, der hinter der Theke stand. Ein großgebauter Mann, gekleidet in einem wunderbar blaß-gelbem Unterhemd, welcher, als er Mimi bemerkte, jegliche Reinigungsaktion abbrach und sie begrüßte: "Wat macht denn so ein kleines, reizendes Stückchen wie du in meiner Bar?... So allein, mitten in der Nacht, an einem Ort an dem dich niemand schreien hören würde?" Mimi wusste nicht, wie sie reagieren sollte, sieht denn der Barmann nicht ihre Begleiter? Wie kann er denn einen 2m großen, grünen Hasen übersehen? Fakt war jedenfalls: Mimi war durstig!
"Also Perle, Alkohol kann ick dir leider nicht ausschenken, siehst noch so zart und süß aus. Außerdem hab ick nichts mehr auf Lager außer Industriealkohol, Fleckenentferner und Bleichmittel. Also wirste wohl mit nem Wasser vorlieb nehmen müssen." Wasser! Dieses Getränk des Gottes Poseidon! Mimi liebte es fast genau so wie sie griechische Mythologie liebte.
Sie nahm auf dem Barhocker an der Theke platz, während der Barkeeper das sauberste Glas des ganzen Ladens für sie aussuchte. Als sie ihre Bestellung bekam, war sie entzückt, hatte der Barkeeper doch glatt ihre Lieblingsglassorte erraten: Milchglas! Sie nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas, und schließlich began der Wirt zu erzählen: "Ick weiß ja nich wasde hier um die Uhrzeit zu suchen hast, haste keine Eltern, die sich Sorgen machen? Keiner der dich vermissen könnte?" Mimi war erneut irritiert, natürlich würde man sie vermissen. Allein Harry, ihr grüner Hase würde vor Sehnsucht Amok laufen.
"Haste Hunger?" fragte sie der kahle Barkeeper. Mimi nickte. "Ick hab da was ganz leckres für dich, warte." Und so verschwand er in einem Hinterzimmer, tauchte jedoch wenige Minuten später mit einem großen Stück Fleisch auf und stellte es ihr vor die Nase. Oh wie es duftete und dampfte, es erinnerte sie doch glatt an das köstliche Essen aus der Kantine, welches Claudia, die Küchendame, stets zauberte. Genüßlich biss sie ein Teil ab und fühlte sich beinahe wie im geschmacklichen Garten Eden. "Ick hab da ganz besonderes Fleisch für dich aufgehoben, äußerste selten. Hab ick selbst gefangen, erst gestern." Mimi war sich nicht sicher, was für Fleisch sie da vor sich hatte. Es schmeckte wie Hähnchen, war zäh wie Rind, und hatte einen gaumenreizenden Nachgeschmack. Vielleicht schmeckte es mit etwas Salz und Pfeffer noch besser?
Oh, welch Missgeschick! Der Deckel des weißen Goldes muss wohl locker gewesen sein, und so verschüttet sie den Inhalt des gesamten Behälters quer über den Teller und ihren Unterarm. Der Barkeeper leckte sich die Lippen ab und sprach: "Oh, wie konnte das nur passieren?" - seine Stimmlage erinnerte Mimi an diesen Wissenschaftler, der gleichzeitig auch als Komiker auftrat - "Möchtest du dir vielleicht kurz die Hände waschen, hier im Hinterzimmer?"
Mimi stimmte sofort zu, und machte sich auf hinter die Theke, durch die Tür des Hinterzimmers, dicht gefolgt vom Barmann.
Als sie erwachte grinste Mimi breit, zumindest hatte sie das Gefühl, dies zu tun, denn schließlich fand sie sich nun vor dem freundlichen Barkeeper wieder. Auf einem Teller.

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