Donnerstag, 24. Januar 2013

Kurzgeschichte VI: Wüstenvogel

Danke für eure bisherige Resonanz, liebe Leser. Hier noch ein Schmankerl von Mimi für die Leute die noch Unentschlossen sind und eine Entscheidungshilfe brauchen! :)

Wüstenvogel

Die Sonne schien so warm und hell, stand mittig am Firmament. Dies war genau das Wetter, was Mimi liebte, und sie stehts an die hellen Deckenstrahler in der Anstalt erinnerte. Während sie durch die leere Sandebene spazierte, stets begleitet von Harry, ihrem 2Meter großen, grünen Hasen, übersah sie doch fast einen Schatten, welcher über sie kreiste. Wie dem auch sei, Mimi würde doch nicht von ihrem Ziel abgebracht werden. Ja, ihrem Ziel! Genau, das Ziel, welches ihr Harry jederzeit bereit war ins Ohr zu flüstern, im Falle sie sollte es vergessen. Es war doch keinesfalls naiv auf die Orts- und Wegbeschreibung eines 2Meter großen Hasen zu hören, welcher vom Geruch her Mimi oft an den Hund ihrer Großmutter nach dem Baden im örtlichen Tümpel erinnerte.
Stets ihr Ziel vor Augen, zog Mimi ihren Weg durch die Wüstenebene, welche von der Belebtheit schon beinahe an ein Treffen der anonymen Alkoholiker zu Christi-Himmelfahrt mahnte. Dicht gefolgt von Harry und dem ominösen Schatten erspähte sie freudestrahlend in der Ferne einen Kaktus! Ach, ein Kaktus, wie sie ihn zuletzt im Zimmer des Anstaltsarztes auf dem Fenstersimms erkannt hatte. Wobei dieser hier beim näheren herantreten zu wachsen schien, und schließlich beinahe größer war als Harry. Welch ein lustiges Bild sich hier darstellte, die kleine, rothaarige Mimi, der große, grüne Hase, und der noch größere, grünere Kaktus. Ach, und da war noch der Schatten, den Mimi beinahe verdrängt hätte, wenn er sich nicht als Geier entpuppt hätte, welcher schließlich seinen Sitz auf dem stachligen Wüstenbaum fand.
"Mietz!", begrüßte Mimi dieses stolze Federvieh. "Jaja, Mietz jemand Anderen an! Wir sind hier doch nicht im Zoo." fauchte der Geier. "Sag mal, du hast nicht zufällig ein totes, verwesendes, affenähnliches Tier hier in der Nähe gesehen?" Mimi verzog das Gesicht und verneinte mit einem Kopfnicken. "Ach, weißt du, mein Ernährungsberater würde bestimmt auf die Palmen springen, wenn er wüsste, dass ich in alte Gewohnheiten zurückfalle. Er hat immer gesagt: 'Herr Geier, zum Wohle ihres Körper..!', empfahl mir auch mal einen Salat mit leckeren Joghurt- oder Majonäse-Dressing zu genießen. Du ahnst garnicht, wie schwer es ist hier in der Wüste gescheiten Salat zu finden. Und erst das Problem mit der Majonäse! Der wachsen hier, in der prallen Sonne, innerhalb von 2 Stunden Beine und da ist sie schneller weg, als dass du 'Aasfresser' sagen kannst!" Mimi verstand das Problem des edlen, aber hungrigen Wüstenvogels leider nicht. Weit und breit sah sie nichts als Sand und Kakteen, jedoch lernte sie bei ihrem Berufspraktikum bei DonSanchez, dem Oberhaupt des mexikanischen Drogenkartells, was für Köstlichkeiten man aus einem Kaktus herstellen konnte! Kaktussuppe, Kaktusschnitzel, Kaktussalat, Kaktus mit Kaktus überbacken, Mousse au cactus...
"Sag mal,", sprach der königliche Piepmatz, "du hast nicht zufällig irgendwelche Infektionskrankheiten? Hepatitis? Syphilis? Herpes? Milzbrand?" Mimi verneinte erneut, war sie doch erst beim letzten Besuch in ihrer Stammbar auf Herz und Leber geprüft wurden. "Oh, welch Glück für mi.. äh dich." der Geier schien zu grinsen. "Hast du Durst?" Sie musste sich eingestehen, dass sie seit 6 Stunden nichts mehr getrunken hatte, was beinahe den Rekord ihres Mitschülers aus dem letzten Sommer brach, wenn sie sich recht erinnerte, hat sie ihn schon seit dem Tag nicht mehr wiedergesehen. "Ich sehe schon dein Problem, zufällig kann ich dir hier helfen", er wühlte mit einer seiner Klauen unter seinem Federkleid und zog eine kleine Phiole heraus. "Hier, trink, mein Kind, dann bist du nie wieder durstig und hungrig", der Wüstenvogel lachte. Mimi nahm die Phiole, warf einen kurzen Blick auf Harry, welcher sie nur lächelnd annickte.
Mit einem Plopp öffnete sie die Phiole, trank sie mit einem Zug aus. Der Inhalt erinnerte vom Geschmack her an eine bittere Mandel, ging runter wie Öl, und beendete ihr Leid schnell und schmerzlos. Sicherlich würde es dem Ernährungsberater des Geiers bald ähnlich ergehen.

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